Redende Gesichter

Du redest,

die ganze Zeit redest du. Ich weiß alles über deine Vorliebe für Koala-Bären, dein Projekt, bei dem ihr Filmszenen mit Waschmaschinen nachstellt, diese Heldenreise durch die Kanalisation, die echt teuer war und deine selbst gebastelte Eingangstür.

Die ganze Zeit, während ich dir zuhöre, frage ich mich: Wer bist du?

Was ist passiert, mit dir, mit mir, dass wir glauben, nichts wert zu sein, ohne mindestens erzählen zu können, dass man jetzt auch diese neue Batterien-Diät macht?

Wo sind die unbedarften Gespräche meiner Jugend?

“Hast du gestern ‘Wetten dass…’ gesehen?”

“Ja.”

“War langweilig, oder?”

“Hmm, ich hol mir ne Cola beim Bäcker.”

“Geile Idee!”

Unsere Gespräche waren Mist, selbst wenn sie tiefgründig waren, aber wir hatten füreinander Bedeutung.

Irgendwo auf dem Weg ging die Begeisterung für Bullshit verloren.

Ich würde lieber ein Gespräch wie dieses führen:

“Komisches Wetter heute.”

“Wetter? Wie geil ist das denn, du redest über Wetter!”

“Ja, ich wollte nur ein Gespräch anfangen.”

“Ein Gespräch! ich feier dieses Gespräche-Ding! Ich sag auch mal was: Was! Haha!”

“Wir können auch über was Anderes reden…”

“Was für ne Idee! Anderes! Geht das überhaupt?”

“Klar, die Einrichtung hier ist toll.”

“Ja! Die Stühle sind so retro. Und die haben echt an einer Wand eine andere Farbe als an der anderen!”

So könnte das für mich ewig weitergehen.

“Ewig! Weitergehen! Abgefahren!”

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