Ich schaue gerade ein bisschen den Livestream der Impeachment-Anhörung in den USA. Das ist an sich schon eine lustige Erfahrung, weil man Politiker dabei sieht, wie sie sich durch komplexe Formulierungen hangeln müssen, ohne jemals ihre Meinung direkt sagen zu dürfen. Wie eine Talk Show auf Valium. Als Pause war, sah man immerhin einen der Abgeordneten Cola aus einem Pappbecher trinken und dann den Eiswürfel zerkauen.
Aber das beschäftigt mich gar nicht so sehr. Was ich interessant finde, ist eher das Phänomen des Livestreams an sich. Habt ihr schon mal einen Livestream angeschaut und erst später gemerkt, dass ihr falsch geklickt hattet und alles um eine Stunde verschoben war? Der Livestream also nicht live, sondern schon total veraltet? Mir ist das schon häufiger passiert.
Es war nicht live, aber es fühlte sich so an. Leider kann man das nicht künstlich herstellen. Sonst könnte man Fußballspiele auch eine Woche später anschauen und immer noch das Gefühl haben, voll dabei zu sein.
Ich habe noch nie ein Fußballspiel angeschaut, wenn es schon vorbei war. Nur Zusammenfassungen. So spannend sind die meisten Spiele dann doch nicht. Wie diese Anhörung im Repräsentantenhaus. Man quält sich da nur durch, wenn man keine Wahl hat, weil es live ist. Oder man glaubt, dass es live ist.
Bevor es Streaming gab, konnte Fernsehen auch viel schlechter sein. Was hätte man tun sollen? Auf eines der anderen zwei Programme umschalten? So was müsste man mal wieder herstellen. Jemand könnte uns einen Riesengefallen tun und verkünden, dass das Internet gecrasht ist. Wir könnten endlich wieder mit Genuss die schönsten Bahnstrecken Deutschlands anschauen.