Werbung für sich selber machen

Nichts hasse ich mehr, als Werbung für mich selber zu machen. Als Künstler ist man einen Großteil seiner Zeit damit beschäftigt, sich anzupreisen. Ständig muss man verkünden: “Ich habe ein neues Projekt! Ein neues Buch! Einen neuen Auftritt! Und jetzt: Überraschung gibt es ein Comeback des alten Projekts/ Buchs/ Auftrittes, das ist ja noch viel toller! Und jetzt zeige ich euch mal die Sachen, die nur so mittel sind, das ist sowieso das Geilste! Und außerdem bin ich gerade total existent!”
Ich weiß: Anders geht es nicht. Die Leute müssen ja irgendwie erfahren, dass es einen gibt. Das allerschlimmste ist: Die meiste andere Werbung funktioniert bei mir gar nicht. Ich gehe so gut wie nie zu irgendeiner Veranstaltung, weil ich genau da hin will. Ich gehe zu einer Veranstaltung, weil ich Zeit habe. Das ist alles. Wenn ich frei habe, schaue ich in die Zeitung und überlege, an welchen Ort ich gehen will, wo irgendwas Kulturelles passiert. Und im Prinzip ist es mir egal, was es ist.
Also, ich will schon etwas sehen, was galaktische Qualitäten hat, aber ich weiß auch, dass sich hinter einer spektakulären Ankündigung oft Scheiße verbirgt und der lapidare Kommentar: “Kurt und seine Freunde machen Kunst.” sich manchmal als die abgefahrenste Veranstaltung entpuppt, die ich je gesehen habe.
Vielleicht ist das auch das Problem: Ich finde es völlig ok, wenn das, was ich da sehe schlecht ist. So lange es auf eine Art schlecht ist, die echt einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlässt. Es gibt aber eben sehr viele Leute, die auf eine ganz nette Art unterhalten werden wollen, ohne postmodernes Kunstverständnis.
Diese Werbung! In dunklen Stunden wünsche ich mir eher so ein sozialistisches Modell von Kultur. Es gibt das zu sehen, was da ist. Man kann eine Karte fürs Theater kaufen, aber was da kommt, weiß man nicht, einfach Kunst, weil man ja ein Recht auf Kunst hat. Irgendwelche Leute führen irgendwas auf, weil irgendwer entschieden hat, dass sie jetzt die Künstler für den Abend sind. Punkt.
Das Problem bei einem solchen Modell wäre natürlich: Wer wählt dann die Künstler aus? Da müsste man dann trotzdem eine Form von Eigenwerbung betreiben. Und die wäre vielleicht noch viel anstrengender als die heutige.
Dann wurschtel ich mich vielleicht doch besser weiter so durch. Ich könnte alternativ auch alles schlecht machen: “Das ist echt das übelste Programm, das ich je gemacht habe! Da würde ich bestimmt nicht reingehen!” Vielleicht strömen dann die Massen. Oder ich bekomme zumindest Besuch von Kurt und seinen Freunden.

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.