Futter für die Goldfische

Bei der Bildzeitung kann man einen recht vergnüglichen Sermon darüber lesen, dass ein Künster eine tiefgefrorene menschliche Leiche an Goldfische verfüttern will. Darüber hinaus wird hier empört festgestellt, der Künstler habe auch schon Goldfische in einem Mixer schwimmen lassen und Ausstellungsbesucher zum munteren Knöpfedrücken aufgefortert. Außerdem soll er auch noch Bulletten im eigenen Körperfett gebraten haben.

Nun gut, der Künstler hat offensichtlich ein komplexes Verhältnis zu Goldfischen. Was ich mich aber frage: Warum will er die Leiche tiefgekühlt verfüttern? Wie sollen die armen Fischlein das denn essen? Schon schlimm, was dieser Künstler den Goldfischen antut, erst bedroht er sie mit dem Tod und lässt andere dabei zuschauen und dann will er sie damit quälen ihnen zu kaltes Essen vorzusetzen, das dann auch noch unmoralischerweise aus Mensch bestehen wird.

Ich kann mir schon die Reaktion der Fische unter Wasser vorstellen: IIIIeee! Das ist ja Mensch! So was darf man doch nicht an uns verfüttern! Wir essen Algen oder irgendwelchen Plankton und Würmer und so, aber Mensch, das ist doch schrecklich unmoralisch!

Was mich besonders wundert ist der Umstand, dass sich mit Bild hier ein Medium darüber aufregt, dass man das Zermixen von Goldfischen zur Schau stellt, sich aber selber mit seinen Nachrichten auf das Niveau von Sendungen begibt, die kein Problem damit haben, uns detailgetreu vorzuführen, wie man Hackfleisch produziert und aus diesen dann womöglich auch noch Bulletten macht.

Dass der Künstler seine Bulletten in seinem Körperfett brät finde ich eigentlich ganz sympathisch. ich will gar nicht wissen, was im Fett mancher Imbissbude wirklich drin ist und was für die armen armen Goldfische gut genug ist kann ja für uns nicht so schlecht sein oder?

Der Kommentar weist dann auch noch darauf hin, man müsse als Galeriebesucher inzwischen schon einiges ertragen: Gekreuzigte Frösche zum Beispiel. Ich will ja nicht meckern, aber es gibt verdammt viele Orte, an denen sich manchmal sogar Bild-Redakteure herumtreiben sollen, wenn sie nicht gerade Galerien besuchen, an denen man immer wieder den gleichen gekreuzigten Menschen ausstellt. Wie passt denn das zusammen?

Mir bleibt wohl nur, so langsam wieder von meinem makabren Trip herunterzukommen und zur Sühne ein paar Sojabohnen zu kreuzigen und meinem Goldfisch eine warme Strumpfhose für den Winter zu kaufen.

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.