“Bist du ein Räuber?” “Ja, natürlich!” Anders konnte ich diese Frage nicht beantworten. Diese Antwort qualifizierte mich, um am Räuberfest teilzunehmen, das mein Sohn nach dem Frühstück feierte. “Hier eine Karotte. Ist knusprig. Kannst du knuspern.” Manchmal frage ich mich schon, wo er diesen Wortschatz her hat.
Heute war mal wieder Arbeitstag meiner Frau. Ich tauchte also für ein paar Stunden in den Strudel der Rundumbetreuung ein. Alles wird zu einem ewigen Kreislauf. Besonders, was die Kleine angeht: Spielen, schlechte Laune bekommen, schreien, trinken, zufrieden sein, schlechte Laune bekommen, schreien, schlafen und dann das Ganze wieder von vorn.
Nach einem ausgedehnten Bücher-Vorlese-Marathon für meinen Sohn mussten wir die Kleine mal wieder aufheitern. Mit einem neuen Spiel. Lustigen Tiergeräuschen. Ich sage: “Na, wie macht die Katze?” oder so ähnlich, mein Sohn springt hinterm Sessel hervor, macht “Miau!” und meine Tochter quietscht. Da kam fast schon ein Hauch von ganz großem Theater auf.
Nachmittags kam meine Frau nach Hause, um netterweise mit den Kindern auf einen Bauernhof in der Nähe zu verschwinden, während ich nervigen aber unaufschiebbaren Bürokram machen konnte. Andere nennen es auch “Home Office”. Ich muss dabei immer irgendwie an die Heimatschutzbehörde denken.
Abends noch einigermaßen entspannt essen, nachdem der Sohn seinen Wutanfall mit ein paar Puzzles abkühlt. Er kann sie zwar inzwischen alleine legen, aber wenn er Gesellschaft will, sagt er einfach: “Das ist total schwierig.”
Die Tochter durfte zur guten Nacht noch auf Papas Schreibtisch räubern, also Dinge inspizieren und in den Mund nehmen: Handyladekabel – super, Heuschnupfenspray – langweilig, Heuschnupfensprayverpackung – schon besser, Brillenetui – zu schwer, Uhr – super. Die Kinder riechen irgendwie, was für einen selber Bedeutung hat. Stifte würde sie am liebsten auffressen, aber die brauche ich selber. Nicht nur zum Auffressen.
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