Schriftliches Examen

Ich lerne gerade auf mein schriftliches Examen. Also jetzt gerade natürlich mal wieder nicht, weil ich gerade diesen Beitrag schreibe, aber auch das hat ja etwas mit der Prüfung zu tun weil sie ja schriftlich sein wird, auch wenn man da leider nicht tippen darf, sondern seinen Kuli übers Blatt jagen muss, was bei fünf Stunden Prüfungszeit garantiert zu einem Schreibkrampf und Rückenschmerzen fühern wird, ganz abgesehen davon, dass ich mir eine Flasche zum Reinpinkeln mitnehmen muss, weil ja immer nur einer einzeln von dem ganzen Vorlesungssaal aufs Klo gehen darf. Na ja, wir leben zwar im 21. Jahrhundert, in dem man auch so etwas wie Tastaturen und Rechner kennt und auf dem Klo einfach eine Kamera installieren könnte, wenn man die Leute schon terrorisieren will, aber man ist ja an der Universität, wo alles immer seinen ganz eigenen Gang geht, den niemand so richtig versteht, aber jeder aus Angst vor Strafe befolgt.

Das Lernen auf die Prüfung tut meinem Selbstbewusstsein nicht gerade gut. Ich hinke ständig meinem eigenen Anspruch hinterher, nach dem ich eigentlich noch viel mehr lesen und lernen sollte und darüber hinaus stelle ich dauernd fest, dass das das was ich gerade gelesen habe, eigentlich nur wenig brauchbare Infomration beinhaltet. Dazu muss ich sagen: Ich schreibe meine Prüfung in neuerer deutscher Literatur, genauer gesagt eine Textinterpretation. Das ist auch der Grund, warum ich mnich frage, ob ich überhaupt irgend etwas lernen soll. Die Texte, die da dran kommen könnten, habe ich alle schon gelesen und die Sekundärliteratur ist größtenteils veralteter Müll, den ich mir auch selber spontan aus den Fingern saugen kann. Literaturwissenschaft eben. Damit will ich nicht sagen, dass es nur schlechte Literaturwissenschaft gibt, aber aus irgendeinem Grund beschäftigen sich moderne Literaturwissenschaftler wohl nur wenig mit meinem Thema, Thomas Manns Erzählungen, na toll.

Wahrscheinlich wird es wieder wie damals beim Abitur, wo man auch wochenlang drauf gelernt hat, weil alle meinten, das sei ja so eine wichtige Prüfung, nur um dann festzustellen, dass es sich eher um eine leichte Klassenarbeit handelte, die man künstlich in die Länge gezogen hat.

Was soll ich sagen, wahrscheinlich rührt meine Kritik nur von dem schlechten Zustand her, in dem ich mich aufgrund der ständigen Lernerei befinde. Ich komme mir vor, als würde ich mich freiwillig zum Asozialen machen, der sich in seine dunkle Wohnung zurückzieht, um sich dort mit irgendwelchem Quatsch zu beschäftigen, anstatt normale soziale Kontakte zu pflegen und irgend etwas Sinnvolles zu tun.

Ich seh schon, wenn ichs hinter mir hab, schreib ich hier dann wieder, wie gut es mir geht und wie toll alles gelaufen ist, aber das hilft mir jetzt gerade wenig.

2 Gedanken zu “Schriftliches Examen”

  1. Es war wie beim Abitur.
    Und auf dem Klo waren keine Kameras oder sonstiger digitaler Schnickschack, sondern Spicker in Klarsichthüllen, gebunkert im Papierkorb, wie anno dazumal.

  2. Ah, danke, dann muss ich mir wohl doch nicht ganz so große Sorgen machen. Was so Prüfungen bloß immer für Phantasien bei mir auslösen…

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