Die Strategie der USA

Gerüchten zufolge will die Bundesregierung auf Drängen der USA die Truppen in Afghanistan aufstocken und deren Einsatzgebiet erweitern. So will man der Forderung nach einem Einsatz im Süden Afghanistans begegnen. So kommen hier wohl zwei Dinge zusammen: Die Furcht vor einem Einsatz im Süden und der Druck der USA. Offenbar ist deren Einfluss auf die Bundesregierung nach wie vor so groß, dass man ihnen zumindest Teilzugeständnisse machen muss.

Als alter gewiefter Flohmarktskäufer fragt man sich da, ob die ursprüngliche Forderung nicht nur gestellt wurde, um sich später in der vermeintlichen Mitte, also bei einer Ausweitung des Einsatzes zu treffen. Es lässt sich also handeln mit unserer Regierung, auch wenn sie oft handlungsunfähig erscheinen mag. Sollten wir nicht von den USA lernen und auch unsere Forderungen mit einer ähnlichen Strategie vertreten?

So könnte die Forderung, gewalttätige Jugendliche, denen jegliche berufliche Perspektive fehlt, am besten gleich in den Stand perspektivloser, sprich: Von den Mühen der Arbeit unbeleckter Millionäre zu erheben, zumindest dazu führen, den Volksvertretern das Zugeständnis abzuringen, mehr in Bildung zu investieren.

Auch die Strategie der streikenden Lokführer, die zwar gerade nicht streiken, aber es nach dem Gesetz der Serie bald wieder tun werden,  scheint in diesem Zusammenhang nicht an überzogenen sondern eher untertriebenen Forderungen zu kranken. Warum forderte man nicht, die Fahrerkabinen ihren Bedürfnissen entsprechend zu gestalten? Hat nicht auch ein Lokführer Anspruch auf die ihm angemessene körperliche Betreuung während der Fahrt durch einen Hostessenservice seiner Wahl, einen Koch, der auch den strengsten Veganer durch seine variationsreichen Mittagsmahlkreationen zu begeistern weiß und vor allem einen Untergebenen, der sich um die niedern Aufgaben, wie das Fahren des Zuges kümmert, während der Lokführer selbst sich den wirklich wichtigen Dingen widmet und ein Traktat über die richtige Weichenstellung verfasst? Solch eine Forderung hätte die Bahn dazu veranlassen müssen, die Gehälter zumindest zu verdoppeln und dabei das Gefühl zu haben, selbst noch einen ordentlichen Schnitt gemacht zu haben.

Darüber hinaus könnte auch im Alltag eine solche Herangehensweise besondere Vorteile für jeden Einzelnen bringen: Warum nur über den Preis eines neuen Rechners verhandeln, wenn man auch die Forderung erheben könnte, dass er garantiert fehlerlos funktioniere? Der Händler wird sich angesichts dieses wahnwitzigen Anspruchs schon bald auf einen erheblichen Preisnachlass einlassen. Warum nur mehr Nähe von seinem Partner fordern, wo man doch auch danach fragen könnte, ob er sich nicht darüber hinaus das ein oder andere Mal mit einem unterhalten könne?

Aber machen wir uns nichts vor. Das entscheidende sind die Druckmittel, die bei den USA um ein Vielfaches mehr vorhanden sind als bei uns einfachen Bittstellern. Außerdem scheint es auch seine Vorteile zu haben, nicht von aller Welt gefürchtet zu sein. Manche Forderung, die uns läppisch erscheinen mag, sieht man in ganz anderem Licht, wenn man sich vergegenwärtigt, dass unser Gegenüber auch nach abgeschlossenem Handel bereitwillig mit uns zusammen lebt, ohne sich zur diesem Umgang gezwungen zu fühlen.

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