Heute brachte mir die Tochter ihre Hausschuhe, als ich sagte: „So, jetzt ziehen wir mal die Hausschuhe an.“ Sie versteht auf jeden Fall sehr viel mehr, als sie sagt. Und auch wenn sie ein bisschen kränkelt, ist sie so frech wie immer. Abends streckte sie der Mutter die Zunge raus und prustete dazu. So langsam können wir uns vorstellen, warum wir aus der Kita immer hören, dass die Kleine es faustdick hinter den Ohren hat. Ich bin echt stolz auf sie.
Nachdem wir vom Einkaufen wieder zu Hause waren, schnappte sie sich den Kassenzettel und legte ihn auf einen Stapel Papier in meinem Zimmer. Sie kennt sich auf jeden Fall schon gut aus bei uns. Später durfte sie noch heimlich mit der Knete des Bruders spielen, während er im Kindergarten war und bürstete sich die Haare.
Morgens kamen wir ganz gut aus dem Haus. Die Tochter musste ja auch nicht zur Kita. Wir wurden nur etwas aufgehalten, weil wir partout das Fahrradschloss für das Laufrad des Sohnes nicht finden konnten.
Der Sohn hatte einen guten Tag im Kindergarten. Die Tochter und ich holten ihn ab. Er wollte wie immer nicht gehen. Wir drehten noch eine Runde zum Bäcker, um nicht gleich nach Hause zu gehen und machten eine Entdeckung: Es hatte ohne Witz jemand vor sein Haus ein echtes Iglu gebaut. Vielleicht als provisorisches Müllhäuschen oder so. Schön aus Schneequadern aufgebaut. Was soll man dazu sagen? Das ist Tübingen.
Abends gab es schnelle Maultaschen nach der Heimkehr der Mutter und dann entschwand ich in mein Zimmer zum Tai Chi per Zoom. Mir tun jetzt noch die Beine weh. Der Lockdown macht sich bemerkbar, was die mangelnde Fitness angeht. Dann kam auch noch raus, wo das Fahrradschloss war. „Ich habe es gut versteckt!“ sagte der Sohn. „Im Bücherschrank!“ Das hätte er ja auch mal heute Morgen sagen können. Dafür schlief er zumindest sehr früh ein. Ich hatte noch Zeit, den Text zu hören, den die Slam Poetin zu Joe Bidens Amtseinführung vortrug. Da bekommt man gleich wieder Sehnsucht nach der Bühne.