Zu Hause – Tag 65

“Ja, so, genau, so muss des…” sagte der Sohn und schraubte mit seinem Spielzeug-Akkuschrauber am Klettergerüst herum. Dazu trug er einen sehr fachmännischen Gesichtsausdruck. Er kann zwar mit dem Ding nicht wirklich schrauben, er weiß aber schon, wie es aussehen muss.

Bevor er mir dann seinen Stundensatz mitteilte, rannte er aber wieder wie ein Kind durch die Wohnung und rief: “Das ist ein Piratenvogel!” Tochter, Sohn und ich schafften es tatsächlich, Mittags die Wohnung zu verlassen. Ich folgte dem Wunsch des Sohnes und wir traten den Weg zu “Pfauen und Kühen” an.

Dort angekommen wurde der Tierbestand inspiziert. Die Hasenfamilie war vollzählig. Wir fanden zwar nicht alle Pfauen. “Aber im Hof war tatsächlich ein Pfau!” sagte der Sohn und wiederholte: “Tatsächlich!” Er drehte sich unvermittelt zu einer Steinfigur in Form eines Frosches um und sagte: “Und der Froschkönig!”

Die Kühe machten gerade Mittagsschlaf. Wir machten “ein Picknick”. Der Sohn aß auf einer Baumumzäunung sitzend ein Knäckebrot. Zwischendurch schaute er seine Schwester an, die aus dem Tragetuch lugte und schrie: “Kikeriki, verlass mich nie!” Ich weiß nicht, ob es den Text schon gibt. Wenn nicht, wird das sein erster Hit.

Ich schlug vor, noch ein paar Blumen für die Mutter zu schneiden. Auf dem Feld vor dem Hof darf man das gegen Spende machen. Der Sohn rannte voraus zum Stand, an dem das Kässchen stand. “Ich habe ein Messer geholt.” verkündete er und reichte mir ein kleiner Messer. Nicht gerade das, was man von einem Zweijährigen hören will, aber ich konnte es gut gebrauchen.

Wir schafften es, den Rückweg anzutreten, gingen am Waldrand entlang, der Sohn stieg aus und schuckte mich samt seiner Schwester ein bisschen vorwärts. Ich war etwas genervt, weil die Tochter mich gerade im Sekundentakt in die Brustwarze kniff, die sie es gerne tut, aber der Sohn fand zum Glück eine andere Beschäftigung: Blumen pflücken.

Es wurde ein Marathon des Blumenpflückens. Und es bestätigt die Regel: Immer, wenn ich denke, diesmal schaffen wir es aber schnell nach Hause, passiert etwas Unvorhergesehenes. Außerdem bemerkte er noch zusammenhangslos: “Im Wald ist ein Schneemann drin.”

Den Rest des Nachmittags hatte ich frei, um zu arbeiten. Die von der Arbeit heimgekehrte Mutter übernahm es, mit den Kindern noch auf den Spielplatz zu gehen und neu gewonnene Sozialkontakte zu pflegen. Dieses geballte Programm ließ den Sohn zumindest heute früh schlafen. Für seine Schwester hat er wieder eine neue liebenswerte Bezeichnung. Er nennt sie jetzt: “Mein Unkraut.”


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