“Nein, du nicht singen!” Das war der eindeutige Kommentar meines Sohnes, als wir uns Kinderlieder auf meinem Rechner angehört haben und ich es gewagt habe mitzusingen. In Zukunft werde ich wieder selber singen. Kann ja wohl nicht angehen, dass so ein Rolf Zuchowski mir die Show stiehlt.
Nach dem Frühstück hatte ich frei. Meine Frau hat die Kinder übernommen und ich habe es gewagt und einfach gar nichts gemacht. Ich lag in meinem Zimmer auf dem Boden. Das war großartig. Könnte mein neues Hobby werden. Diese Krise könnte doch auch der Anlass sein, endlich mal eine echte Pause einzulegen. Aber ich tue mich selber schwer damit. Selbst in den seltenen Momenten echter Freizeit denke ich: “Los! Habe frei! Aber richtig! Lies nicht ein Buch! Lies zehn gleichzeitig! Hör noch Musik dazu! Habe dabei gute Ideen!”
Es war schnell wieder Schluss mit der Freizeit. Also mit meiner. Zum Ausgleich für meine Pause bin ich richtig lange spazieren gegangen mit den lieben Kleinen. Das war echt gut. Mein Sohn ist eingeschlafen. Mein Blick schweifte über die Schwärzlocher Äcker und es fühlte sich kurz an wie Ferien. Bis ich ihn bei den Pferden geweckt habe. Wenn er zu lange schläft wird das sonst nichts mit dem Abends ins Bett gehen. Ich dachte: “Ich weck ihn schnell hier am Schwärzlocher Hof bei den Pferden und dann gehen wir nach Hause.” Aber ich hatte vergessen, dass es da auch noch Hasen gibt. “Nein! Zu den Hasen!”
Also waren wir noch bei den Hasen. Bei dem einen Hasen. Mehr waren nicht da. Bei dem einen Hasen mussten wir dann noch einen Eiertanz des Social Distancing mit einer anderen Mutter und ihrer kleinen Tochter vollführen. Zum Glück war noch ein Pfau da und hat ein Rad geschlagen.
So ein Pfauenrad ist schon was Beeindruckendes. Das dachte der Pfau wohl auch. Er konnte gar nicht genug von seinem eigenen Rad bekommen. Der hat es gut, der kann das weiter machen, ohne das jemand ihm verbietet, Publikum zu haben.
Weiter ging’s am Waldrand entlang, wo ich fast eine Panikattacke hatte, weil ich dachte, ich hätte in Wildschwein gehört. Waren aber, glaube ich, nur die Räder des Kinderwagens, der über die Erde rumpelte. Ich bin einfach zu wenig in der Natur.
Auf dem Heimweg trafen wir noch einen Bekannten, der auch vor kurzem Vater geworden ist. So ein Dialog zwischen zwei Kinderwägen, die jeweils auf einer Seite der Straße fahren, hat auch was.
Zu guter Letzt habe ich nach dem Abendessen habe ich noch eine Geschichte über einen kleinen Indianer vorgelesen, der ein Wildpferd einreitet. Mein Sohn ist fast eingeschlafen. Meine Tochter hat gequietscht. Ich muss einfach dran bleiben. Irgendwann werden sie an meinen Lippen hängen wie an den Liedern von Rolf Zuchowski.
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