„Du musst pusten!“ sagte der Sohn und hielt mir das kleine gelbe Windrad hin, das schon etwas lädiert aussieht. „Ja, wir gehen dich jetzt aber anziehen.“ „Ok, aber du musst pusten!“ Also zog ich den Sohn an und pustete dabei.
Ich brachte ihn im Kinderwagen der Tochter, der ganz früher auch mal seiner war, in den Kindergarten, während die Mutter zur Arbeit fuhr und die Tochter ablieferte. Die Nacht hatte ihre Spuren hinterlassen. Der Sohn hatte sehr schlecht geschlafen, was seiner guten Laune keinen Abbruch tat, aber meiner.
Ich machte noch Kita-Einkauf und ging wieder heim, um am Schreibtisch noch den aktuellen Film für die Reimpatrouille zusammenzustellen. Es wird große Literatur.
Ich widmete mich noch weiteren kreativen Dingen wie den Müll runterzubringen und Wäsche aufzuhängen und meinen schweren Kopf zu ignorieren.
Nachmittags holte ich die Kinder ab. Die Tochter hatte gute Laune und verschlang das Knäckebrot, das ich mitbrachte. Der Sohn spielte wieder ein bisschen sein Abholspielchen mit mir. Danach gingen wir auf den Spielplatz, um nachzuschauen, wer noch so da ist. Früher ging man nach der Arbeit in die Stammkneipe, jetzt geht man eben auf den Spielplatz.
Und tatsächlich war ein Mädchen aus der Kindergartengruppe des Sohnes da, was er ganz toll fand, auch wenn sie und ihre Freunde zwei Jahre älter sind als er und er nicht ganz so wild mitspielen konnte. Er versprach ihr, sie zu seinem Geburtstag einzuladen. Das wird dann wohl noch etwas dauern, aber für Kinder ist Zeit ja sehr relativ.
Als es zu kalt wurde und wir zu müde, gingen wir heim. Die Kinder tranken ihre Hafermilch, wir schauten noch aus dem Kinderzimmerfenster auf den Bach hinterm Haus. Und wir entdeckten auch etwas: „Eine Bisamratte!“ wie der Sohn ungläubig ausrief. Das fand sogar ich spektakulär.
Die Mutter kehrte heim, Wir aßen Maultaschen, was die Tochter mit einem Laut quittierte, der schon einigermaßen nach „Maultasche“ klang.
Der Sohn dichtete noch mit der Mutter beim Schlafanzug anziehen. Sie sagte: „Was hat der Hund? Nen großen…?“ „Schlund!“ antwortete der Sohn, in dem ein echter Dichter steckt, der eben nicht das naheliegendere Wort „Mund“ nimmt. Ich war sehr stolz auf ihn.
Wie die Kinder ins Bett gingen, bekam ich nur halb mit, weil ich noch im Internet verabredet war, um eine neue Folge unseres Podcasts aufzunehmen. Die aktuelle zweite Folge kann man übrigens seit heute hier hören.
Und jetzt gehe ich auch ins Bett. Ich schreibe diese Beiträge jetzt genau seit einem Jahr und möchte allen danken, die sie immer noch lesen. Ursprünglich war dieses Datum das absolute Limit, was ich mir gesetzt hatte. Nach spätestens einem Jahr wollte ich aufhören. Aber da ja nun der dritte Lockdown kommt und man immer noch nicht so genau weiß, wann diese komische Zeit endet, oder zumindest alles wieder etwas normaler wird, werde auch ich hier noch einige Zeit weiter schreiben. Vielleicht noch ein Jahr, wer weiß?
Auf jeden Fall hatte das Jahr zumindest durch dieses Projekt hier und seinen Inhalt für mich auch etwas Gutes. To be continued…