Heute durften wir später in die Kita. Die zuständige Erzieherin war Reifen wechseln. Der Sohn nahm es dankend an und schlief aus. Die Tochter war natürlich schon hellwach. Ich brachte beide einigermaßen undramatisch in die Kita.
Bis um eins hatte ich Zeit für mich und für Dinge wie die lange vernachlässigte Abrechnung der Einkäufe für die Kita. Die Zeit verging schnell. Ohne Kinder ist so ein Vormittag gar nicht so lang. Ich holte die Tochter ab und sie musste sofort etwas essen. In der Kita gab es heute keine Nudeln oder Kartoffel, sondern Waffeln mit Puderzucker. Das kennt sie nicht und mochte sie nicht. Nach dem Essen musste ich Bilderbücher vorlesen. Als ich kurz mal vom Sofa weg wollte, haute sie mich vor Entrüstung. Da kommt noch einiges auf uns zu.
Nach dem Vorlesen aß sie wieder. Außerdem hat sie ein neues Hobby. Der Sohn hat das erst mit zwei gelernt, aber die Tochter kann jetzt schon die Uhr am Herd verstellen. Es ist auch nicht so schwer. Sie muss sich nur an der Ofenklappe hochziehen, hinstellen und auf der Digitalanzeige der Uhr rum hauen, irgendwann piepst es und der Wecker stellt sich auf Null Uhr ein.
Ich holte den Sohn aus der Kita, während die Tochter noch ein bisschen fremdbetreut wurde. Der Sohn tobte wie immer durch die Wohnung und ließ sich ausführlich die Abenteuer vom Raben Socke vorlesen. Ich begann, ein paar Nudeln zu kochen.
Die Mutter kam heim. Ich entschwand ins Tai Chi. Der Sohn brachte in meiner Abwesenheit noch sämtliche Kuscheltiere ins Bett und erzählte der Mutter, was er Neues gelernt hatte: „Eltern weinen auch.“ Es hatte zwar niemand von uns geweint, aber manchmal sind wir kurz davor. Vor Verzweiflung, aber auch vor Freude.