Nach dem Haare waschen schaute mein Sohn mich an und sagte: “Deine Haare sind nass. Die musst du mal waschen.” Interessanter Vorschlag. Vielleicht hätte ich das einfach tun sollen, dann hätten wir den Rest des Tages so lange meine Haare gewaschen, bis sie dabei trocken geworden wären.
So aber wurde mein Büro kurze Zeit später in eine Garage verwandelt. Und ich hatte eine ganz klare Aufgabe: “Du musst die Ballenpresse suchen.” Ich glaube nicht, dass ich als Kind wusste, was eine Ballenpresse ist, aber ich war als Kind auch nicht so viel auf dem Land wie mein Sohn.
Mittags schaute der Sohn versonnen aus dem Fenster, dann schaute er seine Schwester und mich an und sagte: “Die Meisen singen ein Lied für uns.” Ich werte das mal als ersten Versuch in Naturlyrik. Seine Schwester guckte auf jeden Fall wie eine Meise.
Später machten wir mal wieder ein Puzzle zusammen. Besser gesagt: Ich machte das Puzzle. Als ich, wie ich meinte, pädagogisch wertvoll fragte: “Muss ich das Puzzle jetzt alleine machen?” sagte er nur: “Ich bin doch da.” Schön, wenn ein Sohn sich so fürsorglich um seinen Vater kümmert.
Zwischendurch hatte ich ein bisschen frei, um arbeiten zu können. Meine Frau war mit den Kindern draußen im Park. Ich baute meine Fähigkeiten als Online-Dozent aus und bastelte ein Erklärvideo mit albernen Männchen. Entweder meine Studierenden finden es genial, oder sie denken: Ok, der Alte hat es wenigstens versucht.
Vor dem Abendessen durfte der Sohn noch seine neue Knete ausprobieren. Nach einiger Übung erschuf er sein erstes Kunstobjekt: Eine Möhre.