Müllabfuhr

Früh morgens im Licht der aufgehenden Sonne ächzte der orangene Wagen der Müllabfuhr, von geschäftig fluchenden Müllmännern umgeben, die noch spärlich befahrene Hauptstraße unseres Viertels entlang. Gelbe Säcke voll des Wohlstandsmülls einst glänzender Verpackungen flogen von starken Armen spielerisch geworfen in den quietschenden Schlund seiner Presse.

Ich selbst, gerade dem kalten Rauch der vergangenen Nacht nur widerwillig entronnen, stand unsicher auf meinen müden Beinen an einer Ampel, die schon längst auf Grün gesprungen war und kratzte mich schniefend im Nacken. Meinen Blick und meine Gedanken ließ ich bar der sonst grimmig angelegten Zügel gewissenhafter Vernunft gleichgültig durch den Dunst des anbrechenden Tages taumeln.

So teilnahmslos hätte ich wohl noch viel ereignislose Stunden dort gestanden, hätten nicht ein ein Knall und das auf einmal anbrechende spatzengleiche Schimpfen der wütenden Müllmänner mich und meine Aufmnerksamkeit plötzlich zum gefesselten Gaffen gezwungen.

In einem der gelben Säcke, die die signalfarben Gewandeten, den eigenen Ekeln nur flüchtig überspielend, verächtlich vom Asphalt pflückten, war trotz seiner Schwere wohl unbemerkt ein Eimer weißer Farbe in die Presse des Müllwagens gelangt, dessen Inhalt sich jäh in einer abrupten Explosion über die Arbeitenden ergoss.

Auch mich schüttelte unwillkürlich eine Explosion, eine Explosion des schadenfrohen Gelächters, das in ein konstantes Kichern überging, begleitet von der mich und meinen Verstand zum Amusement anregenden Entdeckung, dass nun die Schergen der Schmutzbeseitigung in an Unschuld und Reinheit gemahnendes Weiß gekleidet waren.

So hätte meine Überlegung samt meines gescheiten Gelächters über die verdutzten und verklebten Müllmänner noch lange weitergehen können, hätte nicht einer von ihnen, der mir sich Amüsierendem unbemerkt nahe gekommen war, mir mal ordentlich eins in die Fresse gehauen, weil ich verwöhntes intellektuelles Arschloch mich über ihn lustig machte. Den Rest des ereignisreichen Morgens verbrachte ich in Ohnmacht.

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