Die Winterzeit ist nah. Die gute Stiefschwester der Sommerzeit. Nächste Nacht bekommen wir alle eine Stunde geschenkt, wobei man der Gerechtigkeit halber bemerken muss, dass man uns diese Stunde vor einem halben Jahr gestohlen hat. Irgendwie ist das wie Fasten, man hungert, um sich dann mal wieder so richtig über ein tolles Essen zu freuen. Vielleicht sollte man das auch mit anderen Sachen so machen, einfach mal einen Tag lang nichts sehen und sich dann um so mehr freuen, wenn man es dann wieder machen kann. Warum eigentlich nicht mal eine ganze Nacht durchwachen, um sich dann um so mehr auf sein Bett zu freuen? Ach so, gibts ja schon: Nennt man “Durchmachen”, wenn man jung ist und wenn man älter ist nennt man es “Doppelschichten” und dann “Nachwuchs”…
Also irgendwie ist das kein so ergiebiges Thema, schon bescheuert, sich über eine Stunde so viele Gedanken zu machen. Was passiert schon in einer Stunde? Oft passiert gar nichts, als Student wartet man auch oft einfach eine Stunde, bis man zum Dozenten in die Sprechstunde darf. Manchmal wird man auch von einem Auto überfahren, das braucht nicht mal eine Stunde, in einer Stunde könnte man sogar von 20 Autos überfahren werden. Man könnte auch mal versuchen, sich vorzustellen, was in einer Stunde auf der Welt passiert oder im Universum, aber das dürfte wohl scheitern, das ist einfach zu viel, hier ne Supernova, da ein UFO, das in ein schwarzes Loch fliegt…
Oft hört man auch die Frage, wie ist das eigentlich? Wird jetzt die Uhr vorgestellt und wir kriegen eien Stunde geschenkt oder umgekehrt oder es wird gar nichts verstellt und wir kriegen eine Stunde geliehen? Nein! Die Uhr wird zurückgestellt und wir bekommen eine Stunde dazu. Das ist ähnlich wie wenn man in der Schule den besten 100-Meter-Lauf seines Lebens hingelegt hat und die Mathelehrerin, die da die Zeit messen muss sagt: Ach so, äh, hab gerade nicht geguckt, lauf halt noch mal… Nein, das stimmt irgendwie nicht, das ist so wie wenn, na ja so wie wenn man die Uhr eine Stunde zurückdreht und dann eine Stunde dazubekommt halt! Scheißvergleiche.
Aber ein Gedanke ist doch ganz interessant: Wenn man im Winter geboren wird und im Winter stirbt, hat man dann eine Stunde mehr als jemand, der im Sommer geboren wird und im Sommer stirbt? Oder sogar zwei? Und könnte man aus so einer Idee nicht Kapital schlagen? Nee geht nicht, Zeit ist ja nicht übetragbar. Toll und da heißt es immer Zeit ist Geld, von wegen! Aber wenn man das vielleicht so macht wie mit unserem Wohlstand hier, dann könnte es klappen: Wir führen jetzt einfach eine andere Zeit für die armen Länder ein: Da müssen die Menschen dann acht Stunden arbeiten und die Menschen hier bei uns auch, aber bei den Armen sind acht Stunden dann so wie bei uns sechzehn, scheiße, am Ende ist das schon so und wir kriegen nur nichts davon mit…
Trotzdem, wenn man das mit der Zeit so regeln würde, dann wäre Zeit so was wie eine Währung oder ein Aktienkurs, da könnte man dann an der Börse drüber spekulieren: Ja, die Mitteleuropäische Zeit ist so hart wie nie, super hoch im Kurs, wenn das so weiter geht, müssen die da nur noch einmal mit der Wimper zucken und haben schon mehr Stunden gearbeitet als ein kolumbianischer Bergbauer in fünf Jahren…
Tja, ja das Stundengeschenk, das keines ist.. Ich habe meine Stunde jetzt dafür benutzt, diesen Beitrag hier zu schreiben… vielleicht sollte jeder diese Stunde besonders nutzen, nicht einfach schlafen! Nein, mitten in der Nacht aufstehen und eine Stunde lang mit der Wimper zucken, das werden mal 50 Jahre Arbeit sein…
Ich sollte nicht so viel über so was nachdenken, irgendwie habe ich das Gefühl, es tut meinem Denken nicht so gut, schon schlimm, was so eine Stunde alles anrichten kann…andererseits auch irgendwie unspektakulär über eine Stunde schreiben, die es gar nicht gibt, ich sollte besser über andere nicht-existente Dinge schreiben: Einen Menschen, den es gar nicht gibt, den man aber irgendwie dazu gebracht hat, trotzdem zu glauben, dass er existiert oder so…
Kommentar verfassen