Wenn ich Schatten unter den Augen habe, freue ich mich immer, weil ich so aussehe, als hätte ich etwas erlebt. Wie eine Narbe durchtzechter Nächte prangt da das Dunkel, das leise flüstert: Diese Augen waren länger offen, tranken der Nacht flüchtige Blicke und blinzelten sich durch Gespräche, deren Wortlaut nebensächlich war. Diese Augen lasen Zeilen, die sie ans Buch gefesselt durch die grauen Blätter in das flimmernde Licht fremder Schicksale taumeln ließen. Diese Augen sahen Filme, zu denen man kein Popcorn essen kann. Der durch diese Augen blickt, hat der Welt durch sein Wachen ein Stück Lebenszeit abgetrotzt, das kein Schlaf ihn mehr verlieren lässt.
So sitze ich manchmal stundenlang vor dem Fernseher und starre mich durch das Panoptikum der Belanglosigkeit, das Nachtprogramm, und weiß doch, dass ich mir ein Zeichen ins Gesicht schreibe, das eine viel aufregendere Geschichte anzudeuten weiß. Auch das immergleiche Lamento vom Stress, der einem die Seele brüchig macht, erzählt sich viel leichter mit der schwarzen Scharte der Schlaflosigkeit unter dem Augapfel.
Auszehrung starrt aus meiner Visage und ringt den Blicken der Anderen Repsekt ab, die durch rosige Gesundheit ihren Müßiggang verraten, denn das Opfer der Gesundheit ist die Währung, mit der man auf dem Marktplatz der Leistungsorientierten bar bezahlt. Wer gesund lebt, muss demnach gesund genug sein, sich was den zu schindenden Eindruck angeht selbst zu genügen.
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