Ich trage gerne lustige Socken, keine Angst, keine Motivsocken, auf denen kleine Tiere originelle Dinge Sagen, so infantil bin ich dann auch wieder nicht. Nein, lustige Muster zieren meine Füße, Streifen und Karos in schreienden Farben. Lustige Socken sind der letzte Funken Humor, den ich an meinem Körper schwelen lasse, auch wenn ich ansonsten im grauesten aller Anzüge stecke, oder im schlichten Jeans-und-T-Shirt-Outfit-mit-dem-man-nichts-falsch-machen-kann. So wandle ich unbeachtet und als harmloser Gutmensch geltend über die Schlachtfelder der Egomanen und trage doch die schillernden Farben der ästhetischen Revolution als verborgene Fahne über die grauen Mauern der Langeweile. Manchmal frage ich mich, ob sich das nicht auf meinen Charakter übertragen lässt. Ich bin nett, zuvorkommend, hilfsbereit und rede nicht zu viel, also fast zu sympathisch, aber tief in meinem Innern steigt eine Party, von der sich selbst die wilden Orgien im alten Rom noch eine saftige Scheibe abschneiden könnten und von der niemand etwas ahnt. Manche Männer haben eine harte Schale und einen weichen Kern – ich trage langweilige Klamotten und bunte Strümpfe. Da drängt sich natürlich auch die Frage auf, warum ich nicht komplett bunte Klamotten trage und mir mal einen etwas aufregenderen Charakter zulege auf den analogen Spielwiesen des First Life. Ganz einfach, weil manche Dinge im Verborgenen ein viel leichteres unhinterfragteres Leben führen, als auf der großen Bühne des diskussionsreichen Lebens, auf der alles etwas bedeuten und sich erklären muss. Auch bei den Orgien im alten Rom gab es Türsteher, die die Exklusivität der Veranstaltung zu garantieren wussten.