Auf meinem Fensterbrett steht eine Pflanze, irgendsoeine afrikanische Staude, den Zettel mit der genauen Bezeichnung habe ich nicht mehr. Die Pflanze ohne Namen steht also auf meinem Fensterbrett und sieht eigentlich immer so aus, als stünde sie kurz vor der finalen Austrocknung. Nur zwei Blätter scheinen sich noch standhaft ihrem braunen Ende entgegenzustemmen. Warum gieße ich so selten? Warum verhalte ich mich gegenüber meiner kleinen Fensterbrettfreundin so herzlos? Bin ich ein Sadist, der auch grimmig lächelnd einen Verdurstenden um Wasser betteln lassen würde, um ihm dann einen Gutschein für ein Getränk in einer 2000 Kilometer entfernten Saftbar in die vedorrten Hand zu drücken? Nein, so einer bin ich nicht. Ich habe mit Sadismus genau so wenig zu tun wie ein Henker mit einem Zigarrenköpfer, aber ich mag es, die Natur als spannendes Schauspiel zu betrachten, in dem bedrohte Arten filmreif ums Überleben kämpfen. Ein ungeheures Drama! Und es spielt sich exklusiv auf meiner Fensterbank ab! Live! Ich fühle mich wie der Schöpfer höchstpersönlich oder zumindest wie einer seiner paradiesischen Aushilfsgärtner, wenn ich dann gnadenvoll die Gieskanne schwenkend höchstselbst dem Wunder des Lebens wieder zur vollen Entfaltung verhelfen kann. Ich spüre förmlich wie die dürstenden Blätter das Wasser aufsaugen wie ein alter Tafelschwamm in einer seit Jahren leerstehenden Schule, die endlich mal bei einem gewaltigen Hochwasser überflutet wird….
So jetzt soll noch mal jemand sagen, ich sei einfach nur zu faul zum Gießen!
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